Der Fall „Terri Schiavo“

med_2.jpgDie aus Florida stammende Amerikanerin Terri Schiavo, die an Bulimie erkrankt war, erlitt im Alter von 26 Jahren am 25. Februar 1990 einen vorübergehenden Herzstillstand, der vermutlich durch Kaliummangel verursacht wurde. Durch die dabei aufgetretene Unterversorgung mit Sauerstoff wurde ihr Gehirn schwer geschädigt und sie fiel in ein Wachkoma. Sie hatte keine Patientenverfügung verfasst. Im Krankenhaus wurde Terri Schiavo 15 Jahre lang künstlich über eine Magensonde (PEG-Sonde) ernährt und am Leben gehalten, obwohl laut Ansicht der behandelnden Ärzte es nicht mehr möglich sei, Terri Schiavo aus diesem Koma wieder aufzuwecken. Ihr Gehirn hatte zu großen Schaden erlitten, was bei der Autopsie nach ihrem Tode bestätigt werden konnte. Ihr Ehemann, der zugleich als ihr Betreuer eingesetzt worden war, beantragte erstmals im Mai 1998 die gerichtliche Erlaubnis zur Entfernung der PEG-Sonde, da er die Diagnose der Ärzte akzeptierte, nachdem anfängliche Behandlungsversuche erfolglos geblieben waren. Die Entfernung der Sonde hätte nach Ansicht der Ärzte den Tod von Terri Schiavo innerhalb von 7 bis 14 Tagen zur Folge gehabt. Die Eltern wehrten sich jedoch gegen diesen Antrag, da sie weiterhin die Hoffnung hatten, es könne möglich sein, eine Besserung des Zustands ihrer Tochter zu erreichen. Aus dieser unterschiedlichen Einschätzung ergab sich ein erbittert geführter Streit um die Behandlung von Schiavo. Während sich der Ehemann auf den seiner Aussage nach oft geäußerten Wunsch Schiavos berief, bei unheilbarer Krankheit nicht künstlich am Leben erhalten zu werden, und er somit die Behandlung einschließlich der künstlichen Ernährung abbrechen wollte, wollten die Eltern die Behandlung auf jeden Fall fortsetzen, um jede Chance zur Heilung nutzen zu können.
Die Auseinandersetzung zwischen den beiden Parteien über die Behandlung wurde über Jahre vor Gericht und zunehmend auch über die Medien geführt. Im April 2001 wurde aufgrund des Antrages des Ehemannes die künstliche Ernährung eingestellt. Die Entscheidung wurde zwei Tage später von einem anderen Gericht aufgrund des Einspruchs der Eltern revidiert. Im Oktober 2003 wurde die Ernährung erneut auf richterliche Anordnung hin eingestellt. Daraufhin verabschiedete das Parlament Floridas im Schnellverfahren ein Gesetz, das dem Gouverneur, Jeb Bush, dem Bruder des Präsidenten George W. Bush, das Recht gab, die künstliche Ernährung anzuordnen. Jeb Bush machte von diesem Recht Gebrauch, sodass die Ernährung Schiavos nach wenigen Tagen wieder aufgenommen wurde. Im September 2004 wurde dieses Gesetz jedoch vom höchsten Gericht Floridas für verfassungswidrig erklärt. Daraufhin entschied im Februar 2005 ein Richter, die künstliche Ernährung am 18. März erneut abzubrechen. Obwohl sich der amerikanische Präsident, George W. Bush, persönlich für das Anliegen der Eltern einsetzte, konnten sie sich nicht durchsetzen. Die Ernährungssonde blieb beschlussgemäß entfernt. Terri Schiavo starb 13 Tage später am 31. März im Alter von 41 Jahren aufgrund von Wassermangel.
Anhand dieses Falles ist eindeutig erkennbar, wie wichtig das Verfassen einer Patientenverfügung ist. Denn auch in Deutschland sind die Ärzte nicht an den Willen von Verwandten gebunden, selbst wenn diese über den früher geäußerten Willen des Patienten berichten können.